Wohnraum für Pflegeschüler*innen
Frage: Welche positiven Effekte würde der Wohnungsbau am Melbbad für Bonn bringen?
Peter Kox: Am Melbbad könnten 85 Sozialwohnungen entstehen. Diese würden vorrangig Pflegeschüler*innen der benachbarten Uniklinik zugutekommen. Die könnten sich in einer solchen Lage sonst keine Wohnung leisten.
Überhaupt brauchen wir in Bonn dringend preiswerten Wohnraum. Es ist sozialpolitisch wichtig, dass dieser überall stattfindet, damit eine gesunde soziale Durchmischung in den verschiedenen Stadtteilen entsteht.
Attraktive Architektur geplant
Die Baumaßnahme, so wie sie jetzt angedacht ist, hat menschliches Maß. Die Architektur würde sehr ansehnlich sein. Ich weiß, es kursieren Bilder, die den Eindruck machen, als würden die Badbesucher später auf nackte Fassaden schauen. Das entspricht keinesfalls der Realität und soll eigentlich nur Stimmung gegen diese dringend benötigten Wohnungen machen.
Entlastung der Steuerzahler
Ein weiterer Vorteil ist, dass mit den Wohnungen auch die Umkleiden des Melbbads auf Kosten des Bauträgers neu gebaut werden. Der Erhalt des Melbbads ist ja schon längst beschlossene Sache; damit müssen die Umkleiden ohnehin saniert werden. Ohne den Neubau müsste dafür die Stadt aufkommen, das heißt, der Steuerzahler würde bei einer Ablehnung der Bebauung mit den Kosten belastet.

Günstige Wohnungen für Normalos
Frage: Die Wohnungen sind unter Anderem für das Pflegepersonal des benachbarten Krankenhauses gedacht. Menschen in Pflegeberufen werden zwar in Corona-Zeiten hoch gelobt, aber niedrig entlohnt, und damit sind sie auf günstigen Wohnraum angewiesen. Könnten die Gegner der Bebauung etwas dagegen haben, dass sich Menschen aus den unteren Einkommensbereichen in ihrem Umfeld ansiedeln?
Peter Kox: Nein. Wer sollte etwas dagegen haben? Dort werden ganz normale Leute wohnen, Menschen aus mittleren Einkommensschichten. Was kaum jemand weiß: Bei der jetzigen Mietsituation hätten fast 50% der Bonnerinnen und Bonner Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein. Das geht bis tief in den Mittelstand hinein, das sind Angestellte, Krankenschwestern, Polizisten, Feuerwehrleute, Einzelhändler. Dazu kommt, dass Vebowag, Uniklinik und die Stadt Bonn vereinbart haben, dass vorrangig Schwesternschüler*innen dort Wohnungen angeboten bekommen.
Umweltfreundliche Maßnahme
Frage: Kritiker führen den Klimaschutz und die Zures-Studie gegen den Wohnungsbau ins Feld. Verbietet sich nach Maßgabe der vorliegenden Gutachten eine Bebauung?
Peter Kox: Nein. Die Auswirkungen auf das Klima, das hat der Deutsche Wetterdienst bestätigt, wären absolut minimal. Nachdem der Baukörper in den Simulationen noch einmal ein wenig gedreht wurde, sind die Auswirkungen auf die Frischluftversorgung nach allen Modellrechnungen sehr gering.
Dazu kommt, dass für den Wohnungsneubau dort nur 600 Quadratmeter neue Fläche versiegelt werden müsste. Das bedeutet maximale Effizienz bei minimalen Umweltschäden. Es ist aus ökologischer wie aus ökonomischer Sicht absolut sinnvoll, die bereits bestehende Substanz zu nutzen.
Melbbad ist nicht in Gefahr
Frage: Die Initiative „Rettet das Melbbad“ behauptet, das Bad würde durch die Baumaßnahmen stark beschädigt. Der Name der Initiative suggeriert, die gesamte Existenz des Bades stehe auf dem Spiel. Was ist da dran?
Peter Kox: Hmm, das ist eine Falschinformation, die leider immer noch verbreitet wird. Bodenuntersuchungen haben ergeben, dass durch den Neubau keine Bauschäden am Bad zu erwarten sind.
Auch war der Bestand des Melbbades nie gefährdet. Der Rat hat schon vor langem beschlossen, das Melbbad zu erhalten. Im Grunde gibt es da nichts zu retten, weil nichts in Gefahr ist. Von daher ist der Name der Initiative vielleicht etwas schräg. Wir plädieren für ein „Nein“ im Bürgerentscheid dieser Initiative.

Saniert werden muss das Bad allerdings, vor allem die Umkleiden. Und da hätten wir mit dem Neubauvorhaben natürlich den Vorteil, dass das in einem Aufwaschen mit erledigt würde. Damit werden die Steuerzahler, wird die Stadt Bonn, entlastet.
Nur ein erster Schritt gegen die Wohnungsnot
Frage: Aus der Presse war zu entnehmen, dass die Gegner der Bebauung sich vorstellen, in Bonn Nord in großem Stil weitere Sozialwohnungen zu bauen. Von 1.200 bis 1.500 Einheiten war die Rede. Welche städtischen Grundstücke stehen dafür zur Verfügung? Ist Bebauung dort irgendwie umwelt- und sozialverträglicher als beispielsweise am Rand des Melbbades?
Peter Kox: Bloß weil Wohnungen im Bonner Norden liegen, werden sie damit nicht umweltverträglicher. Im Ernst: Wir brauchen überall mehr Wohnungen, in allen Stadtteilen. Die Wohnungsnot in Bonn wird weder mit den 85 neuen Wohnungen am Melbbad, noch mit 1.200 Wohnungen im Norden behoben.
Absehbar fehlen 20.000 Wohnungen in Bonn
Nach den Prognosen wird bis 2040 die Bonner Bevölkerung um 40.000 Menschen wachsen. Das hat auch damit zu tun, dass die Bonner zum Glück noch Kinder bekommen. Diese Kinder wollen irgendwann auch zuhause ausziehen und wieder Familien gründen. Die Stadt lebt und deshalb wächst sie.
Bei einer durchschnittlichen Haushaltsgröße von zwei Personen fehlen dann weitere 20.000 Wohnungen. Es kann niemand mehr sagen, Wohnungen ja, aber bitte nicht in meiner Nachbarschaft, geht woanders hin.
Ein Drittel Sozialwohnungen
Die Herausforderungen sind aber lösbar. Als SPD stehen wir für eine sozial- und umweltverträgliche, nachhaltige Versorgung der Menschen mit guten Wohnungen. Ein Baustein ist, dass in jedem Neubauprojekt ein Drittel der Wohnungen Sozialwohnungen sein sollen. Wir möchten eine Stadt, die für alle ein attraktiver Ort zum Leben und Arbeiten ist.